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Wildtier-Oase am und ums Haus

Unsere einheimische Natur ist unter Druck. Fast ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten in der Schweiz sind bedroht. Hauptsächlich, weil die Lebensräume verschwinden, verunreinigt oder zerstückelt werden und weil die Tiere immer weniger Nahrung finden. Glücklicherweise können wir alle etwas dagegen tun: Mit einfachen Massnahmen können Sie Ihren Garten der Balkon in ein Paradies für Wildtiere verwandeln und wichtige Lebensräume für unsere Tierwelt schaffen. Hier finden Sie einige Ideen und Tipps dazu!

Lebensraum

Tiere benötigen geeignete Orte, um zu ruhen, sich zu verstecken, zu überwintern oder ihre Jungen aufzuziehen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie an und um Ihr Haus neue Lebensräume schaffen können.

  • Asthaufen

    Igel nutzen Asthaufen als vorübergehenden Unterschlupf und für ihren Winterschlaf. Aber auch andere Tiere wie Insekten, Spinnen, Spitzmäuse, Würmer und Blindschleichen verkriechen sich gerne darin. Mit wenig Aufwand können Sie in Ihrem Garten aus Ästen, Holzscheiten und Laub ein solches Tierhotel bauen. Idealerweise wird es von dornigen Pflanzen umringt, die zusätzlichen Schutz vor Katzen und anderen Räubern bieten. Eine detaillierte Anleitung finden Sie in der Broschüre vom Igelzentrum Zürich.

  • Steinhaufen

    Reptilien wärmen sich gerne auf Steinhaufen auf, Schmetterlinge nutzen sie als Paarungsplätze. Auch andere Insekten, Spinnen und Kleintiere wie Wiesel finden darin Unterschlupf. Idealerweise hat der Steinhaufen ausreichend Hohlräume und einen lockeren Untergrund, in den sich die Tiere gegebenenfalls eingraben können. Er sollte Totholz enthalten, von Gras und Dornengestrüpp umwachsen und zum Teil mit Erde bedeckt sein. Und natürlich sollte er an einer möglichst besonnten, ungestörten Stelle liegen. Lesen Sie dazu das Merkblatt von BirdLife.

  • Scheiterbeige

    Eine Holzbeige dient als Fortpflanzungsort für (Totholz-)Insekten. Andere Tiere wie Reptilien, Amphibien, Wiesel, Igel und Vögel nutzen sie als Unterschlupf, Warte und Aufzuchtplatz, die Rauhautfledermaus gar als Überwinterungsort. Achten Sie darauf, die Scheiterbeige an einem sonnigen und möglichst vor Regen geschützten Ort aufzubauen. Zwei Meter lang und einen halben Meter breit sollte sie mindestens sein. Wenn Sie an beiden Enden eine Säule kreuzweise aufschichten, erhöht das die Stabilität und schafft zusätzliche Hohlräume. Falls Sie das Holz zum Heizen brauchen, dann nehmen Sie immer vom selben Ende und versuchen Sie, über den Winter nicht den ganzen Stapel aufzubrauchen.

  • Sandbänke für Wildbienen

    Die meisten der 615 bekannten Wildbienenarten der Schweiz nisten nicht in Bienenhotels sondern im Boden. Am besten helfen Sie den Wildbienen darum, wenn Sie eine sandgefüllte Mulde oder ein Sandhaufen anbieten. Hier einige gute Links dazu:


    Wenn Sie keine geeignete Bodenfläche zur Verfügung haben, tut es auch eine mit Sand gefüllte grosse Kiste oder ein Blumentopf auf dem Balkon. Andere Bienenarten bevorzugen hingegen senkrechte Wände für ihre Erdnester. Für diese können Sie eine kompakt mit getrocknetem Sand gefüllte und hochkant aufgestellt Kiste anbieten.

    Und nicht vergessen: Nebst Nistplätzen benötigen Wildbienen auch geeignete, einheimische Wildblumen als Nahrungsgrundlage!

  • Sonstige Nisthilfen für Wildbienen

    Es gibt Bienenarten, die sich auf andere Nistplätze spezialisiert haben. Auch diese können Sie unterstützen:

    • Legen Sie ein grosses, armdickes Stück Totholz an einen trockenen, sonnigen und erhöhten Platz.
    • Platzieren Sie einige leere Schneckenhäuser im Garten, geschützt neben einem Stein oder einem Mauervorsprung.
    • Stecken Sie alte, abgeschnittene Pflanzenstängel in den Boden oder lassen Sie sie gleich stehen. Auch über den Winter. Es gibt Wildbienen, die sich von oben ins Mark graben, um da ihr Nest zu bauen.
  • Hummelhaus

    Die meisten Wildbienen leben solitär. Hummeln gehören aber wie Honigbienen zu den staatenbildenden Insekten. Überwintern tut aber nur die Königin. Um sie im Frühjahr beim Aufbau eines neuen Staates zu unterstützen, kann man im Garten eine Nisthilfe speziell für Hummeln aufstellen. Dabei gibt es überirdische Modelle (hier eine Anleitung zum selber bauen) und solche, die im Boden eingegraben werden. Empfehlenswert sind die Modelle von Schwegler.

  • Fledermauskasten

    Mit einem Fledermauskasten können Sie unsere einheimischen Fledermäuse unterstützen. Die Tiere ziehen darin im Frühjahr und Sommer ihre Jungen gross. Je nach Modell können sie ihn auch als Winterquartier nutzen. Sie können einen Kasten kaufen oder ihn nach dem Bauplan der Stiftung Fledermausschutz selber herstellen.

    Wichtig: Es kann ein paar Jahre dauern, bis er von den Fledermäusen angenommen wird. Und pflanzen Sie wenn möglich einheimische Wildblumen in Ihrem Garten oder auf dem Balkon an. Diese locken Insekten an und sorgen damit für Futter für die Fledermäuse.

  • Vogelhaus

    Mit einem Nistkasten können Sie Vögel bei der Jungenaufzucht fördern. Informieren Sie sich, welche Vogelarten in Ihrer Umgebung am dringendsten Unterstützung brauchen und bestellen Sie den passenden Nistkasten. Empfehlenswert sind diejenigen der Marke Schwegler. Diese finden Sie unter anderem bei Pik Pik.

    Stellen Sie beim Anbringen zudem sicher, dass die Katze nicht an den Nistkasten gelangt, z.B. mit einem Abwehrgürteloder indem sie am Fuss des Baumes Dornengestrüpp wachsen lassen.

  • Strauchhecke

    Eine vielfältige Hecke mit Sträuchern, Büschen und Kräutern bietet Schutz und Futter für Vögel, Spinnen, Insekten und allerlei weitere Tierarten. Ganz wichtig: Verwenden Sie für die Hecke nur einheimische Wildsträucher - importierte Pflanzen können unsere Tiere kaum nutzen. Umfassende Infos zu Bäumen und Sträuchern im Siedlungsraum bietet das Merkblatt von BirdLife.

  • Biotop

    Mit einem Biotop bieten Sie einer Vielzahl weiterer Tierarten wie Libellen, Fröschen, Mölchen und weitere Wasserlebenwesen einen Lebensraum. Auch landlebende Tiere und Vögel werden den Teich rasch als Tränke und Bademöglichkeit entdecken. Ganz abgesehen davon, dass sich ein schön gestalteter Teich in jedem Garten gut macht und zum Verweilen und Beobachten einlädt. Für den Bau eines Biotop empfehlen wir Ihnen, eine Firma für biologischen Gartenbau beizuziehen. Ein Verzeichnis finden Sie beispielsweise bei Bioterra. Zudem sollten Sie sich über die notwendige Sicherung informieren, einige Tipps finden Sie im Merkblatt der BFU.

Nahrungsgrundlagen

Nebst geeigneten Lebensräumen brauchen die Wildtiere auch ausreichende und artspezifische Nahrung. Auch hier kann und sollte man die Wildtiere unterstützen. Die Grundlage dafür bilden immer Blumen und Pflanzen, die selber als Nahrung dienen und zudem Insekten anziehen.

  • Stauden

    Ein- und mehrjährige Stauden sind oft wahre Insektenmagnete. Je mehr Arten vorhanden sind, desto mehr Insekten werden angelockt. Denn viele Insektenarten sind auf nur wenige oder gar nur eine einzige Pflanzenart spezialisiert. Wichtig ist bei der Wahl der Pflanzen aber zunächst, dass es sich um einheimische Wildstauden handelt. Dann gilt es, die Pflanzen entsprechend dem Standort auszuwählen. Einige Arten eignen sich besonders für sonnige und trockene Stellen, andere bevorzugen feuchtere und schattigere Böden. Falls Sie unsicher sind, welche sich für Ihren Garten eignen, lassen Sie sich von einer Fachperson beraten. Die Pflanzen selber erhalten Sie beispielsweise über die bio-zertifizierte Stiftung Wildstaudengärtnerei Höfli.

  • Sträucher

    Eine vielfältige Hecke mit Sträuchern, Büschen und Kräutern bietet den Tieren nicht nur Schutz, sondern liefert auch Nahrung in Form von Pollen, Nektar, Blättern, Beeren und angelockten Insekten. Auch hier gilt: Nur einheimische und standortgerechte Arten pflanzen. Dann gilt es Arten auszuwählen, die von besonders vielen Tieren genutzt werden. Spitzenreiter auf der Beliebtheitsskala bei Vögeln und Säugetieren ist die Vogelbeere, bei den Insekten hingegen die Salweide. Eine interessante Übersicht dazu finden Sie hier.

    Infos zu Bäumen und Sträuchern im Siedlungsraum bietet auch das Merkblatt von BirdLife. Oder ziehen Sie eine Fachperson zu Rate. Eine gute Bezugsquelle für Sträucher ist schliesslich der Forstpflanzgarten Finsterloo.

  • Widblumen

    Wildblumen lassen sich auf dem Balkon, im Blumentopf oder in einem Beet anpflanzen. Sie liefern Bienen und anderen Insekten wertvolle Nahrung. Auch hier ist die Beschaffenheit des Standorts entscheidend für die Wahl des Saatguts. Bevorzugen Sie dabei mehrjährige Pflanzen in Bio-Qualität.

    Achten Sie zudem auf eine grosse Vielfalt, so dass möglichst das ganze Jahr über Pflanzen blühen. Wildbienen beispielsweise schlüpfen zu den unterschiedlichsten Zeiten und mehr als ein Drittel der Arten fliegt nur eine Pflanzengattung oder gar nur eine -art an. Je mehr Blumen sie also anbieten, desto mehr Insekten werden profitieren.

    Empfehlenswerte Mischungen gibt es beispielsweise bei Artha Samen zu kaufen. Die App "Future Planter" ist ebenfalls speziell auf Bienen ausgerichtet und gibt Ihnen standortgerechte Tipps für die Auswahl der Wildblumen.

  • Tränken

    Normalerweise kommen die Tiere mit dem vorhanden Wasserangebot in der Natur gut zu recht. Während besonders heissen Perioden kann man sie mit einer oder mehreren Tränken unterstützen: Mit Wasser gefüllte Pflanzenuntersetzer eignen sich beispielsweise wunderbar für Kleintiere, Vögel und Insekten.

    Sie sollten flach und rutschfest sein und Steine als Ausstiegshilfen bieten. Wenn Sie einen Teil mit Moos auslegen, hilft das besonders den Insekten, besser ans Wasser zu gelangen. Falls auch Vögel darin baden, sollten Sie das Wasser täglich wechseln und die Tränke mindestens einmal wöchentlich reinigen. Platzieren Sie sie zudem in einem Abstand von 2-3 Metern von Büschen und Sträuchern, damit in der unmittelbaren Umgebung keine Katze auflauern kann.

Fallen und Hindernisse

In unseren Gärten gibt es viele potenzielle Barrieren und mitunter tödliche Fallen für Wildtiere. Mit einfachen Massnahmen und etwas Sorgfalt lassen sich diese aber meist vermeiden oder entschärfen. Wir zählen hier einige der häufigsten Problemfelder auf. Weitere Tipps finden Sie beispielsweise bei Pro Natura und BirdLife.

  • Zäune und Absätze

    Zäune, Mauern und Randsteine stellen für Igel, Amphibien und andere Arten oft unüberwindbare Hindernisse dar. Setzen Sie auf Hecken statt auf Mauern und ziehen Sie Zäune nicht bis zum Boden sondern lassen Sie 15 cm Abstand. Oder bauen Sie den Tieren ansonsten ein faustgrosses Schlupfloch in den Zaun.

    Absätze von mehr als 20 cm können Sie hingegen mit einer simplen Rampe oder Treppe aus Holzblöcken oder Ziegelsteinen entschärfen. So können Igel, Kröte und Co. von Garten zu Garten ziehen und müssen seltener die gefährliche Strasse überqueren.

  • Glasscheiben

    Fensterscheiben und Glasfassaden sind verheerend für Vögel. Allein in der Schweiz sterben jährlich Hunderttausende bei Kollisionen. Die beste Art, das Problem zu entschärfen, besteht darin, bereits beim Bau gemustertes, mattiertes oder anderweitig sichtbar gemachtes Glas zu verwenden oder auf andere bauliche Massnahmen als senkrechte Fenster zu setzen.

    Nachträglich lässt sich Glas beispielsweise mit hellen Vorhängen, durch Kinder angebrachte Fensterfarben oder Mückennetze sichtbar machen. Eine andere Möglichkeit besteht im Anbringen spezieller Aufkleber auf der Aussenseite der Fenster. Bei der Vogelwarte sind verschiedene Modelle erhältlich. Nicht wirksam sind hingegen Silhouetten von Raubvögeln.

  • Lichtverschmutzung

    Unsere Welt ist zu hell, auch in der Nacht. Die fehlende Dunkelheit beeinträchtigt den Schlaf der Wildtiere und von uns Menschen. Nachtaktive Insekten werden hingegen durch das Licht entweder verscheucht und ihr Lebensraum wird verkleinert. Oder sie werden davon angezogen und in ihrer Orientierung gestört, so dass eine Lampe schnell zur tödlichen Falle wird.

    Vermeiden Sie darum unnötiges Licht in Ihrem Garten, indem Sie nur wenige, gut ausgerichtete Lampen aufstellen und diese mit einem Bewegungsmelder sowie warmweissem LED-Licht ausstatten.

  • Schächte, Eimer, Pools

    Lichtschächte von Kellerfenstern sind bekannte Fallen für Kleintiere. Mäuse, Amphibien, Spitzmäuse, Igel, Käfer, Schnecken - alle fallen sie hinein, kommen aufgrund der glatten, steilen Wände aber nicht mehr heraus und verhungern oder verdursten über kurz oder lang. Gleiches gilt für steile Kellertreppen, leere Eimer und Blumentöpfe. Bei vollen Regentonnen und Swimmingpools besteht hingegen die Gefahr, dass die Tiere nach dem Hineinfallen ertrinken. Es gibt dazu verschiedene einfache Lösungen:

    • Decken Sie die Öffnung mit engmaschigen Netzen oder Blachen ab.
    • Bringen Sie Ausstiegshilfen aus Brettern, Steinen oder Zwischenstufen an
    • Erhöhen Sie die Ränder, so zumindest kurzbeinige Tiere gar nicht erst in das Loch fallen können.
  • Netze

    Insbesondere Vögel aber auch Igel können sich hoffnungslos in grobmaschigen Netzen bei Gemüsebeeten oder um Obstbäume verfangen. Falls wirklich nötig, benutzen Sie darum engmaschige Netze und spannen Sie sie so gut wie möglich. Zudem sollten Sie die Netze um Bäume mit genügend Abstand zum Boden am Stamm zusammenbinden, so dass keine Tiere von unten hineingelangen.

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