Anschaffung von Königspythons
Die Anschaffung einer Schlange muss gut überlegt und vorbereitet sein. Das Klima im Terrarium muss stimmen und Sie sollten sich darüber bewusst sein, dass der Königspython eine hohe Lebenserwartung von bis zu 40 Jahren hat. Verzichten Sie daher auf Spontankäufe.
Voraussetzungen für die Haltung von Königspythons
Königspythons sind exotische Wildtiere, die spezielle Ansprüche (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Licht, Ernährung) haben. Entsprechend anspruchsvoll ist ihre Haltung. Folgendes muss vorhanden sein, damit es Ihrem Königypython gut geht:
- grosses Terrarium
- Kenntnis über die benötigten technischen Hilfsmittel
- Freude am Beobachten anstatt Bedürfnis, das Tier zu streicheln
- keine Hemmung, tote Futtertiere zu verfüttern
- Ferien- und Notfallbetreuung
- finanzielle Rücklagen für Notfälle
Vorsicht vor Qualzucht bei Königspythons
Obwohl Königspythons erst wenige Jahrzehnte in Menschenhand gehalten werden, wurden sie optisch bereits durch Zucht verändert. Es gibt mittlerweile mehrere Tausend Farb- und Mustervarianten. Viele dieser sogenannten «Morphen» sind allerdings als Qualzucht einzustufel.
Qualzuchten sind Zuchtformen, die zu Leiden, Schmerzen, Schäden oder Verhaltensstörungen bei Lebewesen führen. Sie schränken die betroffenen Tiere also mehr oder minder ein und machen sich häufig sowohl in der geistigen als auch in der körperlichen Gesundheit bemerkbar. Leider ist nicht jede Qualzucht sofort als solche erkennbar.
Folgende Zuchtformen gelten als problematisch:
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schuppenlose Königspythons
«Scaleless»-Königspythons fehlen die Schuppen. Entsprechend sind die Schlangen empfindlicher, da die Schuppen die Schlangen vor Verletzungen und UV-Strahlung schützen. Schuppenlose Königspythons können sich auch schlechter bewegen, da sie die Bauchschnuppen für die Fortbewegung bräuchten. Auch leiden die betroffenen Tiere häufig unter Häutungsproblemen.
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sehr helle und weiss-gescheckte Königspythons
Sehr hellen Schlangen fehlt der natürliche Schutz vor UV-Strahlung. Zu den möglichen Folgen gehören Verbrennungen und Tumore. Gleichzeitig nimmt die helle Haut die Wärme langsamer auf.
Betroffen sind unter anderem:
- «Albino: weiss mit gelbem Muster, rote Augen
- «Ivory»: weiss mit gelbem Rückestreifen
- «Piebald» / «Pied»: gescheckt mit grossflächigen weissen Flächen
- «Snow»: weiss-rosa mit roten Augen
- «Super Butter» / «Blue Eyed Lucy»: weiss mit blauen Augen
- «Super Fire» / «Black Eyed Lucy»: weiss mit schwarzen Augen
- «Super Mojave»: weiss-grau mit farbigem Kopf
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Königspythons mit Spinnennetz-Muster
Beim «Spider»-Königspython erinnert das dünnere Muster an ein Spinnennetz. Die Färbung ist sehr beliebt, allerdings leiden die Schlangen unter einer Deformation des Innenohres. Ihr Gleichgewichtssinn ist beeinträchtig und ihre Kopfbewegungen wirken teilweise unkoordiniert, sie halten den Kopf schief und auch unkontrollierte Muskelzuckungen können auftreten. Je aufgeregter oder gestresster die Schlange ist, desto weniger Kontrolle hat sie über ihren Körper. Diese neurologische Einschränkung ist auch als Wobbler-Syndrom bekannt, wird aber teilweise auch als «Spider Tick» verharmlost.
Auch andere «Morphen» können vom Wobbler-Syndrom betroffen sein:
u.a. Bumblebee, Champagne, Sable, Super Sable, Super Spotnose, Power Ball, (Hidden Gene) Woma -
speziell gefärbte Königspythons
Beim Königspython hat es einige Färbungen, die mit körperlichen Deformationen und / oder neurologischen Störungen einhergehen.
«Bumblebee» Gleichgewichtsstörung (Wobbler Syndrom) «Caramel» Knicke in der Wirbelsäule «Champagne» Gleichgewichtsstörung (Wobbler Syndrom) «Desert» Eileiterdeformation (führt zu Legenot) «Powerball» Gleichgewichtsstörung (Wobbler Syndrom) «Sunkissed» Gleichgewichtsstörung und Orientierungsprobleme (Stargazing Syndrom) «Super Black Pastel» deformierte Schädel, Knicke in der Wirbelsäule, hervortretende Augen «Super Cinnamon» deformierte Schädel, Knicke in der Wirbelsäule, hervortretende Augen «Super Sable» Gleichgewichtsstörung (Wobbler Syndrom) «Super Spotnose» Gleichgewichtsstörung (Wobbler Syndrom) «Super Lesser» Augenprobleme «Super Butter» Augenprobleme «Super Mojave» Augenprobleme «Woma» Gleichgewichtsstörung (Wobbler Syndrom) «8 Ball» deformierte Schädel, Knicke in der Wirbelsäule, hervortretende Augen Die Liste ist nicht abschliessend.
Die Liste von Qualzucht betroffener Farbvarianten ist enorm und nur schlecht zu überschauen. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, wählen Sie einen wildfarbenen Königspython («Classic») und keine spezielle Zuchtform.
Woher soll der Königspython kommen?
Es gibt viele Möglichkeiten, wo Sie Königspythons adoptieren oder kaufen können:
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Tierheim
Aufgrund der hohen Lebenserwartung von bis zu 40 Jahren, kommt es immer wieder vor, dass Königspythons in Tierheimen abgegeben werden. Auch wenn die Herkunft und Geschichte der Tiere nicht immer komplett bekannt ist, hat die Adoption einer Schlange aus dem Tierheim Vorteile:
- Möglichkeit, Königspython vorher kennenzulernen und zu beobachten
- Beratung durch Fachpersonal
- Tiere, die ein neues Zuhause brauchen und nicht extra «produziert» wurden
- Unterstützung bei Problemen auch nach der Adoption
- meist Rückgaberecht bei Problemen
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Zucht
Es ist nicht einfach, eine seriöse Zucht für Königpython zu finden, da es keine offiziellen Zuchtverbände mit verbindlichen Tierschutz-Standards (z.B. Verbot von problematischen Merkmalen (Qualzucht)) gibt. Häufig leben die Schlangen in zu kleinen, nicht tiergerecht eingerichteten Behältern (z.B. in sogenannter Rackhaltung).
Folgende Punkte helfen bei der Auswahl:
- alle Tiere werden in grosszügigen, tiergerecht eingerichteten Terrarien gehalten
- zum Verkauf stehenden Schlangen wirken gesund
- Fragen zu Zuchtzielen werden offen beantwortet
- der Königspython ist daran gewöhnt, im Wasserbad erwärmtes Frostfutter zu fressen
- Tiere werden im Notfall zurück genommen
Werden die Königspythons vor allem auf Aussehen und nicht auf Gesundheit gezüchtet, sollten Sie Abstand vom Kauf nehmen, insbesondere wenn Qualzuchtmerkmale zu den Zuchtzielen gehören. -
Zoofachhandel
Kaufen Sie keine Königpythons im Zoofachhandel. Adoptieren Sie besser einen Königspython aus dem Tierheim oder kaufen Sie ihn bei seriösen Züchter*innen.
Königspythons aus dem Zoofachhandel:
- stammen meist von unseriösen Züchter*innen oder aus Massenzuchten(*)
- werden häufig auf Aussehen (Qualzucht) statt auf Gesundheit gezüchtet
- können krank oder von Parasiten befallen sein
Ausserdem erhalten Sie selten Hilfe bei nachträglichen Problemen und eine Rücknahme der Tiere ist meist ausgeschlossen.(*)Seriösen Züchter*innen ist es wichtig, dass ihre Nachzuchten in gute Hände vermittelt werden. Bei einem Verkauf über ein Zoofachgeschäft hätten sie darüber jedoch keine Kontrolle. Deshalb bezieht der Zoofachhandel seine Tiere meist aus Massenzuchten.
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Kleinanzeigen
In Kleinanzeigen versuchen seriöse wie unseriöse Züchter*innen sowie Privatpersonen ihren Königspython zu verkaufen. Seien Sie kritisch und prüfen Sie die Angebote auf ihre Seriösität, bevor Sie eine Schlange kaufen.
Königspythons von Privatpersonen suchen aus verschiedensten Gründen ein neues Zuhause. Wenn Sie sich für eine solche Schlange entscheiden, ersparen Sie dem Tier unter Umständen den Umweg über ein Tierheim.
Folgendes sind häufige Probleme bei solchen Angeboten:
- oftmals unseriöse Anbieter*innen (Massenzuchten, schlechte Haltungen und Krankheiten wegen mangelnder Hygiene)
- Tiere aus unkontrollierten Hobbyzuchten (Inzucht nicht ausgeschlossen)
- Qualität der Beratung oft mangelhaft
- meist keine Rücknahme bei Problemen
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Reptilienbörsen
Aus Tierschutzsicht sollten Sie aus folgenden Gründen keine Tiere auf einer Reptilienbörse kaufen:
- Risiko für Spontankäufe ist hoch
- Tiere werden zum Verkauf «produziert»
- für Laien oft schwierig, seriöse Zuchten zu erkennen
- oft schlechte Haltung: zu viele Tiere werden in engen Terrarien gehalten, die Gehege sind nicht tiergerecht eingerichtet
- Grosshändler*innen halten Schlangen vielfach dauerhaft in Racks, die nur für die Aufzucht gedacht sind
- viele Tiere unterschiedlicher Arten im Ausstellungsraum erhöhen Risiko für Krankeitsübertragungen (inkl. Parasiten)
Finger weg von Wildfängen
Obwohl es bereits unzählige Königspythons in Menschenhand gibt, werden weiterhin Tiere in der Natur gefangen und als Haustiere verkauft oder für die Zucht in Farmen genutzt. Das Einsammeln der Tiere aus der Wildnis führt allzu oft zur Ausrottung lokaler Populationen. Zudem tragen Wildfänge häufig Krankheiten und Parasiten in sich und viele Königspythons überleben den langen Transport in die Zielländer nicht. Hinzu kommt, dass sich wild geborene Tiere nur schlecht an ein Leben im Terrarium gewöhnen. Achten Sie beim Kauf daher unbedingt darauf, dass es sich bei Ihrem zukünftigen Königspython um eine Nachzucht (NZ) und nicht um einen Wildfang oder eine Farmzucht aus Afrika handelt.