Was suchen Sie?
05. Dezember 2017

Zürcher Tierschutz entlarvt Deklarationsmängel und Qualpelz von Monsterfüchsen

Seit 2014 kritisiert der Zürcher Tierschutz Mängel bei der Pelzdeklaration, und noch immer foutieren sich diverse Unternehmen um das Gesetz. Eine neue Ladenrecherche des Zürcher Tierschutz enthüllt bei 14 von 15 Unternehmen krasse Gesetzesverstösse, darunter Grieder, Ciolina Mode, Kofler, Modekeller und Mode Weber.

Pelz

Seit 2014 führt der Zürcher Tierschutz Ladenrecherchen durch und kritisiert die Pelz-Deklarationsmängel der Unternehmen. Dank der Kampagne «echt Pelz – echt grausam» wurde Globus pelzfrei. PKZ und Jelmoli bieten nach Kritik und Gesprächen mit dem Zürcher Tierschutz weniger Echtpelz an und setzen die Deklaration korrekt um. Sie sind daher bei der aktuellen Analyse nicht einbezogen worden.

Noch immer schockierend viele undeklarierte Artikel

Von 15 Unternehmen mit Echtpelz im Angebot wurden insgesamt 344 Pelzartikel punkto Deklaration überprüft. Davon war beinahe jeder dritte Artikel gar nicht deklariert (101), und 7 Artikel waren mangelhaft beschriftet (nicht alles gesetzeskonform bezüglich Tierart, Herkunft und/oder Gewinnungsart). Seit Einführung der Deklarationspflicht 2014 fand somit keine Verbesserung statt. Damals deklarierten immerhin noch drei von 14 Geschäften richtig, 2017 nur eines von 15 (Och Sport, Zürich).

Traurige «Hitparade» der Deklarationsmängel

Spitzenplätze mit 100% nicht deklariert: Sportgeschäft Jäckli und Seitz in St. Gallen sowie Zwald Herrenmode in Bern, gefolgt von mewis in Wil SG mit 80% undeklarierten Pelzartikeln. Auch renommierte Modehäuser wie Kofler (Luzern) und Ciolina Mode (Bern) deklarierten mehr als die Hälfte der Pelzartikel gar nicht. Bei Grieder fanden sich in der Filiale Zürich speziell viele Fehler, rund ein Viertel der Pelzartikel trug gar keine Deklaration und zwei Drittel der deklarierten nur die Aufschrift «Kann aus Fallenjagd oder Jagd ohne Fallen oder jeder möglichen Haltungsart, insbesondere auch aus Käfighaltung, stammen». Damit wird das Ziel der Deklaration, nämlich Transparenz über das Tierleid, verfehlt. Besonders gravierend ist der Verkauf von undeklarierten Pelzartikeln im House of Gerry Weber, obwohl das deutsche Modelabel beim «Fur Free Retailer Program» mitmacht! Da die Boutique zur Modekeller Fashion Group gehört, tragen die Inhaber Bettina und Richard Keller die Verantwortung für diese Konsumententäuschung.

Ciolina Mode deklariert nicht trotz Beteiligung an BLV-Umfrage

Nadja Brodmann vom Zürcher Tierschutz findet: «Nur Geschäfte, die kritisiert werden, deklarieren korrekt. Doch das zuständige Bundesamt ist überfordert mit den Kontrollen. Das BLV kann unmöglich alle Verkaufsstellen prüfen und mahnen.» Die Modebranche ist im Umbruch, setzt vermehrt auf online-Vermarktung und wird immer undurchschaubarer. Neben Modegeschäften verkaufen auch viele Marktstände undeklarierte Pelzartikel. Pikant: Bei Ciolina Mode in Bern waren 11 von 17 Pelzartikeln nicht deklariert – dies, obwohl Inhaber Bruno Heller bei der BLV-Evaluation von 2016 zur Umsetzung der Deklarationspflicht beteiligt war. Das lässt Ignoranz vermuten.

Monströse Qualzuchten zur Profitsteigerung

In der Recherche stammten 92% der einwandfrei deklarierten Pelzartikel aus tierquälerischer Käfighaltung. 55% dieser Käfigpelze kamen aus China und 35% auf Finnland. Pelztiere in China werden brutal misshandelt und bei Bewusstsein gehäutet. Doch Finnland ist kaum besser: Etwa jeder sechste aller kontrollierten Pelzartikel stammte von finnischen Polarfüchen, einer grausamen Qualzucht. Tierschützer haben enthüllt, dass Polarfüchse zu fettleibigen «Monsterfüchsen» herangezüchtet wurden. Sie erreichen über 20 Kilogramm, das fünffache Gewicht der Wildform. Fettwülste am ganzen Körper steigern den Pelzgewinn pro Tier. Die vielen Haare im Gesicht verursachen schwere Augenentzündungen und durch das enorme Gewicht entstehen Pfotenschäden, Beindeformationen und Gelenkschmerzen.

Die verfetteten Tiere können elementarste Verhaltensweisen nicht mehr ausüben, kaum mehr gehen, sich drehen oder putzen – jede Bewegung wird zur Qual. Die Füchse kauern apathisch in ihren Käfigen und leiden still vor sich hin. Rund 80% der Polarfuchsfelle aus Finnland stammen von solchen Qualzuchten, vermarktet vom Auktionshaus SAGA Furs. Die EU, deren Richtlinien Zuchtprogramme mit schädlichen Folgen für Gesundheit oder Wohlbefinden eigentlich verbieten, schaut weg. «Diese Monsterfüchse sind der neueste Auswuchs der Pelzindustrie: Aus reiner Profitgier wird der Pelzgewinn auf Kosten der Tiere maximiert», so Nadja Brodmann.

Importverbot statt Deklarationsverordnung

«Der einzige Weg, die Tierquälereien der Pelzproduzenten für immer zu stoppen, ist ein Importverbot. Wir müssen endlich verhindern, dass Leute ungewollt Pelzartikel aus Qualzucht oder grausamem Fallenfang kaufen», fordert Brodmann, und stellt ernüchtert fest: «Die Deklarationsverordnung hat offensichtlich versagt.»

Weitere Informationen

Rückfragen

Nadja Brodmann, Zoologin 
Geschäftsleitung Zürcher Tierschutz
044 261 43 36 / 079 334 91 70
nbrodmann@STOP-SPAM.zuerchertierschutz.ch

Zürcher Tierschutz
Zürichbergstrasse 263
CH-8044 Zürich
www.zuerchertierschutz.ch

Wir verwenden Cookies auf unserer Webseite. Wenn Sie auf der Webseite bleiben, stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu. Weitere Details erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Akzeptieren