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05. März 2024

Versuchstiere leiden weiter

Der Bund revidiert die Tierschutzverordnung und schlägt in der Laborhaltung vor, dass Mäuse und Ratten künftig einen Unterschlupf erhalten sollen. Für die scheuen Fluchttiere bedeutet dies zwar eine Verbesserung, doch die Haltung und das Handling bleiben fragwürdig. Bedenklich ist, dass durch Stress die Forschungsergebnisse verfälscht werden. Der Zürcher Tierschutz fordert daher, dass die Minimalhaltung als belastend eingestuft wird, damit sich auch im Labor tiergerechte Haltungsformen durchsetzen.

Tierversuche Politik

Frustrierende, eintönige Haltung ist belastend

Die übliche Käfighaltung im Labor bedeutet 60-100 cm2 pro Maus (je nach Gewicht), also etwa die halbe Fläche einer Postkarte. Unterschlüpfe sind nicht vorgeschrieben. Die Tiere können weder graben noch sich verstecken oder rennen. Da die Käfighöhe 12 cm beträgt, können sie zwar hüpfen, aber dies entwickelt sich oft zu einer repetitiven Störung ebenso wie Gitterbeissen. Als Kletterangebot wird der Gitterdeckel explizit als ausreichend bezeichnet, als Nageobjekte müssen die Futterpellets genügen. Gemäss einer Studie der Uni Bern entwickeln nur die «super-enriched» gehaltenen Tiere keine Verhaltensstörungen. Diese Tiere wurden auf einer Grundfläche von knapp 50 x 100 cm2 mit Versteck-, Spiel- und Klettermöglichkeiten gehalten. Aus weiteren Studien ist bekannt, dass die enge und eintönige Haltung die Mäuse vermehrt krank macht. Dies wiederum kann Forschungsergebnisse beeinflussen und die Forschungsqualität massiv beeinträchtigen.

Grobes Handling gehört verboten

Die revidierte Tierschutzverordnung sieht vor, das schmerzhafte Aufheben von Mäusen am Schwanz zu verbieten. Dies ist aus Tierschutzsicht sehr zu begrüssen. Doch leider lässt die schwammige Umschreibung im Gesetzesentwurf noch Schlupflöcher offen. Zudem soll es weiterhin erlaubt sein, ohne jegliche Schmerzmittel Gewebeproben zur Genbestimmung zu entnehmen oder zwei Zehen zur Tiermarkierung abzuschneiden. «Wir lehnen derartige Eingriffe ebenso ab wie die orale Gavage, bei der Mäuse fixiert und mittels Magensonde zwangsgefüttert werden», so Dr. Bea Roth vom Zürcher Tierschutz. «Es gibt heute schonende Methoden, die auf dem freiwilligen Auflecken von Flüssigkeiten basieren», ergänzt sie.

Mehr Mut zum Fortschritt

Der Zürcher Tierschutz anerkennt die Bestrebungen des Bundes, Verbesserungen für die Labortiere einzuführen. Erfreulich ist die Neuerung, dass künftig auch überzählige Tiere dokumentiert werden müssen, wenn sie nicht in die Versuche kommen und als «nutzlose Tiere» einfach getötet werden. Allerdings vermisst der Zürcher Tierschutz strengere Vorschriften zum Wohl der Tiere. Dazu zählen grössere, strukturierte Gehege sowie Beschäftigung, damit die Tiere ihr Normalverhalten ausleben können. Ansonsten ist die Forschungsqualität fragwürdig. Bea Roth ist überzeugt: «Es braucht einen Wandel hin zu modernen, schonenden Methoden und vermehrt tierfreier Forschung, um den wissenschaftlichen Fortschritt zu beschleunigen und das Tierleid zu stoppen.»

Weitere Informationen

Rückfragen

Bea Roth, Dr. sc. ETH, Biologin
Fachbereich Tierversuche
044 261 43 26 / 076 566 03 32
broth@STOP-SPAM.zuerchertierschutz.ch

Zürcher Tierschutz
Zürichbergstrasse 263
CH-8044 Zürich
www.zuerchertierschutz.ch

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