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24. February 2022

Wegen Grieder & Co. braucht es ein Pelz-Importverbot

Der Zürcher Tierschutz hat erneut Echtpelz in Läden untersucht. Die Stichproben zeigen, dass ignorante Unternehmen, Billigshops und der Pelzfachhandel weiter Profit aus dem Leid der Pelztiere schlagen. Zwar wird mit Modekeller ein weiteres Unternehmen pelzfrei, doch weder die Deklarationspflicht noch freiwilliger Verzicht bringen Qualpelze in der Schweiz zum Verschwinden. Nur ein Importverbot kann das erwirken – der Ständerat hat es in der Hand.

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Auf Pelzfarmen leiden Pelztiere wie diese weissen Marderhunde ihr ganzes Leben, um als Jackenkragen oder Mützenbommel zu enden. © AdobeStock, zhang yongxin_328752517
Pelz Politik

In den Wintermonaten von Dezember bis Februar hat der Zürcher Tierschutz erneut jene Läden in und um Zürich besucht, die er seit Jahren wegen dem Verkauf von Qualpelzen kritisiert: Grieder, Modekeller, dessen Boutique Marie Claire sowie Fashion Stylers in Spreitenbach. Das Ergebnis war ernüchternd: Es hatte viel Echtpelz im Angebot.

Grieder profitiert vom Verzicht der Konkurrenz

Die Direktion von Grieder in Genf hält an Echtpelz fest. Nach Gesprächen mit dem Zürcher Tierschutz wurden zwar die schlimmsten Pelze aus China oder von Monsterfüchsen ausgelistet, aber einfach durch Qualpelze aus Ost- und Süd-Europa ersetzt. Ob Marderhunde in Finnland, Nerze in Dänemark, Füchse in Polen und Rumänien oder Kaninchen in Spanien: Sie alle leiden in grausamen Gitterkäfigen. Diesen Winter hat Grieder das tierquälerische Sortiment gar noch erweitert und neben Kojoten- auch Biberpelz aus qualvollem Fallenfang in Kanada angeboten.

Im Februar waren zudem deutlich mehr Modelle und Artikel mit Echtpelz vorhanden als im Dezember. Keine Spur von Reduktion! Das erweiterte Sortiment lässt vermuten, dass sich Grieder den freiwilligen Pelzverzicht anderer Modehäuser zunutze macht. Besonders fragwürdig sind Baby-Kleider und Kindermode mit Pelzbesatz, etwa Overalls und Mützen, die innert kurzer Zeit zu klein sind und entsorgt werden. Der Profit steht über ethischen Grundsätzen.

Billigshops verkaufen weiter Qualpelze aus Käfighaltung

Auch Fashion Stylers verkauft online und im Tivoli-Shop Spreitenbach noch viele Jacken mit Marderhund-Kragen aus grausamen Gitterkäfigen in China. Im Tivoli sank das Angebot dank Ausverkauf seit Januar von über 300 auf knapp 50 Stück. Erfreulich viele Jacken mit Kunstpelz deuten zudem auf eine Trendumkehr hin. Doch ein Bekenntnis zum Pelzverzicht fehlt bislang.

Online bietet auch Fruugoschweiz.com, der Ableger eines englischen Billig-Shops, diverse (undeklarierte!) Jacken an, was schlimmsten Qualpelz vermuten lässt.

Pelz-Fachhandel verkauft Tierquälerei pur

Wie eine Online-Recherche erneut gezeigt hat, wird Qualpelz in der Schweiz auch vielerorts durch teure Pelz-Fachgeschäfte verkauft. Deren Sortiment umfasst sogar Pelz von Chinchillas aus höchst tierquälerischer Käfighaltung sowie von teils seltenen Wildtieren, die durch qualvollen Fallenfang erlegt wurden, etwa Luchse aus Nordamerika oder Zobel und Marder aus Russland.

Das gilt auch für Online-Shops, die sich im oberen Preissegment auf gut betuchte Schweizer Kundschaft spezialisiert haben wie Furnari.shop oder Furcaravan.com. Im Gegensatz zu den Fachgeschäften fehlt bei diesen Online-Angeboten aber jegliche Deklaration.

Pelzverzicht der Keller-Gruppe erst nach langjährigem Druck

Die Keller Fashion Group mit Modekeller und Marie Claire beteuert seit 2018 auf Nachfragen, nur noch Restartikel mit Käfigpelz zu verkaufen. Die Kommunikation blieb aber inoffiziell und liess lange am Ausstiegsplan zweifeln. Auch auf der Webseite fand sich bisher kein Bekenntnis zum Pelzverzicht. Der Zürcher Tierschutz blieb hartnäckig, kontrollierte die Filialen weiter und rang dem Unternehmen nun das Statement ab, dass die Keller Fashion Group bis Ende Februar 2023 pelzfrei sein wird. Ein weiterer grosser Erfolg für die Pelztiere!

Die Grenzen von freiwilligem Verzicht und Deklaration

Mit Modekeller wird das letzte grosse Modehaus mit Sitz in der Region Zürich pelzfrei. Der Zürcher Tierschutz hat in seinem Kampf gegen Echtpelz viel erreicht. Doch es gibt noch zig Modegeschäfte, die Echtpelz mit oder ohne Deklaration verkaufen und keinen Handlungsbedarf sehen. Wenn sie kein Renommee zu verlieren haben, nützt es nichts, sie wegen tierquälerischer Pelzartikel oder mangelhafter Deklaration anzuprangern. Nadja Brodmann vom Zürcher Tierschutz kritisiert: «Die Deklaration funktioniert miserabel. In allen kontrollierten Läden waren einzelne Pelzartikel gar nicht oder mangelhaft, teils verwirrend deklariert. Sehr beliebt ist die Wischiwaschi-Deklaration, die alles beinhalten kann und die Gewinnungsart im Dunkeln lässt.»

Zeit reif für politisches Handeln

Als langjährige Leiterin der Kampagne «echt Pelz – echt grausam» ist Brodmann überzeugt, dass die Zeit reif ist für ein Importverbot: «Die Schweiz hat mit ihren weitgehenden Tierschutzvorschriften international eine Vorbildfunktion und kann mit gutem Beispiel vorangehen.» Zu diesem Schluss kam auch der Nationalrat, als er die Motion Aebischer im Dezember mit überragender Mehrheit guthiess. «Dies entspricht auch dem Wunsch der Bevölkerung und ist mit den WTO-Regeln vereinbar», betont Brodmann. Es liegt nun in der Hand des Ständerats, die Motion anzunehmen und das Importverbot endgültig zu besiegeln.

Weitere Informationen

Rückfragen

Nadja Brodmann, Zoologin
Geschäftsleitung Zürcher Tierschutz
079 334 91 70 / 044 261 43 36
nbrodmann@STOP-SPAM.zuerchertierschutz.ch

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